Ortschronik

Sonstiges Gesundheit & Soziales

Das Team der Ortschronik (Golger-Nagiller Renate, Kahr Martina, Stock-Gapp Andrea) freut sich über historische Dokumente, Bilder und Gegenstände aus der Vergangenheit von Rinn bzw. betreffend Persönlichkeiten aus Rinn. Es besteht die Möglichkeit, Bilder und Dokumente einzuscannen, sodass die Originale wieder den Eigentümern retourniert werden können.

Die Ortschronik hat ihren Sitz im Zubau (ehemalige Sparkassenfiliale) zwischen Hauptgebäude und Bettentrakt des vormaligen Hotel Gasthof Post, Dorfstraße 19.

Kontaktadresse: ortschronik@kabelrinn.at

Ortsname: 

"Runna“,so wurde der unpassierbare Talkessel benannt, nach rinnendem Wasser, daraus entwickelte sich der Name Rinn. Die erste urkundliche Erwähnung von „Runna“ erfolgte (lt. Zeitschrift des Ferdinandeums III H. 57) im Jahre 981. Auch das Wiltener Urbar vom Jahre 1307 schreibt „Ruenne“. 


Historische Verkehrswege:

Eine wichtige Errungenschaft aus der Römerzeit war zweifellos die um das Jahr 200 n. Chr. gebaute Handels-und Militärstraße über den Brenner.

Die Römerstraße verlief vom Brenner über Matrei, Ellbögen, Patsch und Lans (Lans war Knotenpunkt mit Abzweigung zur Salzstraße nach Hall) über die Siedlung Wiesenhof/Triendlhof (Raststätte) und die Hochstraße (am Nordrand des Rinner Bühels und dem Talsumpf entlang) zum Grubingerhof (Raststätte) und von dort nach Volderwald (bei Volderwald war auch die Einbindung in die ins Unterinntal führende Römerstraße). Auch der vom Dorf nach Osten führende Weg zweigte am Lavierenbach (beim Pflatscher) nach Norden ins Poltental ab und weiter ins Unterinntal. Später war das der direkte Weg nach Tulfes. Der Weg von Rinn nach Judenstein wurde erst im späten Mittelalter aufgeschüttet. 

Die Pest:

die Pest, die in den Jahren 1348/49 mehrmals bis zum 17.Jahrhundert ganz Mitteleuropa heimsuchte, wurde wahrscheinlich 1547 von Durchziehenden in die Gemeinden des Mittelgebirges eingeschleppt. In den Ratsprotokollen des Stadtmagistrats Innsbruck von 1527bis 1747 ist zu lesen:„Die Herren der Regierung zeigen an: dass der Kirchtag gehalten wurde, aber das gute Führsehung bestehe. Dass kein Seelsorger und Kirchtagskrämer eingelassen werde, besonders von den sterbenden Orten Matray, Öllpögen, Trins usw.“ Es bestand ein Verbot, demzufolge Metzger diese Orte nicht besuchen durften. Von Georgi bis Weihnachten starben in diesen Orten bereits 178 Menschen. Laut Erzählungen wurde zum Beispiel die Gemeinde Lans fast ausgerottet. Von der Seuche blieb auch die Rinner Bevölkerung nicht verschont. In Rinn liegen leider keine Zahlenangaben vor. Es soll aber zahlreiche Pesttote gegeben haben. Sie wurden nicht am Friedhof bei der Kirche, sondern außerhalb des Ortes begraben. Ein Kreuz zwischen Rinn und Judenstein mit der Aufschrift „Pestfriedhof1625“ erinnert daran.  


Brände und Katastrophen in Rinn: 

Fels-, Stein- und Erdlawinen verwüsteten im 14.Jhdt. den westlichen Teil des Ortes.1905 brannte der Triendlhof im Westen der Gemeinde. Im Jahr 1926 fielen einem Großbrand 4 Häuser westlich der Pfarrkirche zum Opfer (Jörgenhof, Schuster, Speckinger und Welzlhaus). In diesen Häusern wohnten Musikanten, deren Instrumente und Uniformen ein Raub der Flammen wurden.1928 brannte der „Schwoapferhof“ am westlichen Ortsrand. Am 20.11.1941 brannten die Wirtschaftsgebäude beim „Walzern“ ab, 1944 folgte der Brand des Wirtschaftsgebäudes beim Haller (Ursache: Kurzschluss). Am 02.04.1951 gab es einen Kaminbrand bei Simon Egg (Nagelehof). Die Rinner Feuerwehr konnte den Brand rasch löschen. In den 20iger Jahren dieses Jhdts. ist bei einem Schulhausbrand die Chronik der Gemeinde verbrannt.   


Region: 

die Bewohner des wachsenden Dorfes waren katholisch. Durch Zuwanderer entstand aber zeitweise auch eine kleine evangelische Glaubensgemeinschaft. Diese Gläubigen gingen sonntags über einen Steig über das „Hasental“ nach Hall zum Gottesdienst.  



Die Pfarrkirche: 

mit Sicherheit ist anzunehmen, dass auf Rinner Gebiet bereits im 9.Jahrhundert Kapellen und Kirchen vorhanden waren. Die erste richtige Kirche dürfte kurz vor oder nach der Jahrtausendwende erbaut worden sein. Sie befand sich am Waldrand oberhalb der Wiesen auf dem Grundstück der späteren „Villa Almenrausch“(später Landhaus Fromme) bzw. nordöstlich des heutigen Eislaufplatzes.

Laut einer Wochenmess -Stiftung der im Mühltal und auf der Hochstraße begüterten Familie Genser bestand schon 1383 eine Kirche, die dem heiligen Apostel Andreas gewidmet war. Im 14.Jahrhundert wurde in Rinn auch ein Friedhof angelegt (Knochenfunde). Durch Murenabgänge im 14.Jahrhundert wurde die Kirche stark beschädigt und baufällig, sodass sie 1480 abgetragen werden musste. Die anschließend neu errichtete Kirche erhielt einen neuen Standort. Das neu erbaute Gotteshaus wurde am 10.09.1481 vom Brixner Weihbischof Konrad e.p. Bellin geweiht. Der Zahn der Zeit nagte auch an diesem Gotteshaus. Nach fast 300 Jahren musste es 1771 abgerissen werden. Der schon 1481 geweihte Altartisch blieb jedoch stehen. Ebenso dürfte der Turm erhalten geblieben und renoviert worden sein. Die Planungen und Vorbereitungsarbeiten für den Kirchenbau dauerten, sodass erst am 29.05.1775 die Grundsteinlegung durch Abt Josef Lizzi von Wilten erfolgte. Die lateinische Urkunde spricht ausdrücklich davon, dass die Rinner Bürger die Kirche aus eigenen Mitteln unter Bauvorstand Andreas Mair (Bauer zu Rinn) erbaut haben. Vermutlich wirkte der Kirchenbauer Penz an den Planungsarbeiten mit. Die Einweihung der neuen Kirche erfolgte am 13.07.1780 durch den Brixner Fürsterzbischof Josef Graf Spaur. Kirchenpatron war wieder der Hl. Andreas. Das Bauwerk ist barock, der Turm spätgotisch. Die Innenausstattung ist im Barockstil gehalten. Die Fresken wurden im Jahre 1776 von Josef und Franz Giner geschaffen. Sie zeigen die Berufung und die Wunder des Hl. Andreas (Totenerweckung, Teufelsaustreibung Blindenheilung...). Die Mittelkuppel zeigt die Verurteilung des Heiligen, umgeben von Bildern der Kirchenlehre. Das Martyrium ist im Halbbogen dargestellt. Die Seitenbilder zeigen Maria im Tempel und Maria Verkündigung. Die Flachkuppel des Presbyteriums zeigt die Verherrlichung des Heiligen, die Symbole Glaube, Hoffnung, Liebe und Starkmut stehen im Gewölbezwickel. In der 1.Hälfte des 19.Jhdts.wurde eine 2.Empore für eine Orgel errichtet, die 1909 aber anlässlich der Kirchenrenovierung wieder abgetragen wurde.1959 fand eine weitere Renovierung statt. Die kirchliche Obhut der Gemeinden Rinn und Tulfes lag immer schon in den Händen des Stiftes Wilten. Die Seelsorge der beiden Gemeinden wurde bis zum Jahr 1721 von der Pfarre Ampass aus besorgt. Nach Fertigstellung eines neuen Widums in Tulfes wurde eine Pfarre für Rinn und Tulfes installiert. Die Glocken: die aus den 20er Jahren des 18.Jhdts. stammenden Kirchenglocken mussten1916 abgenommen und abgeliefert werden, das Material wurde zur Produktion von Kriegsmaterial im 1.Weltkrieg verwendet. Nur die kleinste Glocke blieb erhalten. Das nach dem 1.Weltkrieg bestellte Geläut wurde von der Fa. Grassmayr aus Innsbruck gegossen und am 12.08.1922 geliefert, geweiht und aufgezogen. Auf den Glocken befanden sich Reliefe von Kaiser Franz Josef und Kaiserin Elisabeth (Unterlagen über die Widmung, Erzeugung und Anbringung konnten nicht gefunden werden, so wie viele andere Dokumente nicht auffindbar sind. Sie sind vermutlich beim Brand des Schulhauses vernichtet worden). Der 2.Weltkrieg war die Ursache für die erneute zwangsweise Ablieferung der Glocken 1942. Nur die kleinste Glocke, die schon einmal von der Ablieferung verschont geblieben war, hat auch diesmal den Zugriff überlebt. Sie dient heute als Totenglocke (als Relikt aus früherer Zeit 1805). Im Jahr 1946 wurde ein neues Geläute bestellt. Da der Glockengießerei Grassmayr kein Brennmaterial für den Glockenguss zur Verfügung stand, stellte der „Walzernbauer“ an der Unteren Hochstraße in Rinn einen Holzmeiler auf und erzeugte somit die benötigte Holzkohle. Das Geläute bestand aus 5 Glocken in der Stimmung„ des-es-ges-as-des“. In den 1960er Jahren wurde das Geläute elektrifiziert. Die Orgel der Pfarrkirche: die erste Orgel wurde 1826 bestellt. Nicht bekannt ist, wer sie gebaut hat. Später hat man die Orgel erneuert. Auf der Orgelempore, deren Brüstung ebenfalls mit Ornamenten ihrer Zeit geschmückt ist, befand sich später eine einmalige Orgel mit 12 Registern, davon ein Posaunenregister, sie wurde im Jahre 1909 von der Tiroler Orgelbaufirma Reinisch aus Steinach erbaut. Dass die Orgelpfeifen im Jahre 1918 für den 2.Kriegsdienst abgeliefert werden mussten, ist kaum publik geworden. Für den vom Kriegsministerium bezahlten Betrag von über 82 Kronen hat die Gemeinde Rinn Kriegsanleihen gezeichnet. Kirche Mariä Heimsuchung in Judenstein: diese Wallfahrtskirche Judenstein entstand auf Initiative von Hippolyt Guarinoni in Anlehnung an die Ritualmord-Legende des „Anderl von Rinn“ 1670 unter dem Bauherrn Gallus Apeller. Guarinoni war der Leibarzt im königlichen Frauenstift zu Hall und bekannter sowie geschätzter Baumeister –1670 unter dem Bauherrn Gallus Apeller. Sie wurde am 2. Dezember 1678 vom Erzbischof von Brixen, Paulinus Mayer, geweiht. In der Kirche befindet sich eine Marmortafel zur Erinnerung an den Tiroler Freiheitskämpfer Josef Speckbacher, der zwei Jahrzehnte in Rinn lebte und auch der Gemeinde vorstand. Das Geläute und die Orgel wurden im 18.Jahrhundert angeschafft. Die generalrenovierte Orgel wurde am 03.03.1996 von Abt Raimund vom Stift Wilten eingeweiht.


Kapellen und Marterln:

1931 wurde die Kriegergedächtniskapelle („Rinner Kriegerkapelle“) vom Schützenhauptmann Johann  Erlacher, einem Teilnehmer des 1. Weltkriegs, erbaut. Sie liegt auf ca.1.739 m Höhe oberhalb der „Hühnerwand“. Altarbild ist die schmerzhafte Muttergottes, gemalt von Johann Lehner aus Hall. Am westlichen Ortseingang von Rinn befindet sich die Schwoapfer  Kapelle.


Gewerbe:

in alter Zeit befanden sich drei Schmieden in Rinn und zwar eine Geräteschmiede und zwei Nagelschmieden. Heute besteht nur mehr die „Graßmair-Schmiede“ als moderner Betrieb für Landmaschinentechnik. Ein Sägewerk, die „MererSäge“, befand sich im Oberdorf oberhalb des Hopfnerhofes. Eine Tischlerei beim Erlacher Ander gab es in Rinn. Dort wurden unter anderem hauptsächlich Särge gebaut. Heute steht das Gebäude schon lange leer.  Am 13.07.1957 erfolgte die Eröffnung des Kriegsopfer-Erholungsheims „Rinnerhof“, welches allerdings in den 2000er Jahren abgerissen und durch eine Wohnbebauung ersetzt wurde. 1893 wurde die Wasserleitung verlegt.1971 Kanalisierung und Inbetriebnahme der Kläranlage. 1909 wurde das E-Werk erbaut.


Post:

das am 10.09.1872 errichtete Postamt in Judenstein wurde nach 5 Jahren am 11.04.1877 wieder geschlossen. In Rinn wurde ca.1900 ein Postamt eingerichtet. 


Das Schulwesen: 

vor 1877 wurde der Schulunterricht in Bauernhäusern gehalten (Nagelehof; beim Melchern, heute Hanseler; im Gasthof Judenstein), bis die Gemeinde 1877 von Josef Mair das Mesner-Haus kaufte und dort eine Schule errichtete. Mit dem Kauf musste die Gemeinde auch die Pflichten der Mesner-Dienste übernehmen. „Contract und Transkript“ zwischen der Gemeinde und der Geistlichkeit liegt in der Chronik auf. Darin steht, dass der Mesner-Dienst an der St. Andreas Kirche „fleißig und treulich ohne billige Klage zu versehen ist und dem Hochw. Hr. Seelsorger und dem Hr. Kooperator zu dienen ist. Dies geht auch aus zwei Urkunden –erstere datiert 16.August 1555 und letztere vom 20. August 1580–hervor. Sie liegen im Stiftsarchiv Wilten auf. Sie wurden wegen eines damaligen Verkaufs verfasst.


Vereine & Körperschaften:

1794, zwei Jahre nachdem Josef Speckbacher aus Gnadenwald die Erbin des „Pfannerhofes“ in Judenstein, Maria Schmiderer, geheiratet hatte, wurde1796 die Rinner Schützenkompanie gegründet. Kaiser Franz Joseph I. hat der Speckbacher Schützenkompanie Rinn das Recht verliehen, am Koppelschloss den Doppeladler zu tragen. Die Schützen von Rinn sind der einzige Verein, dem dieses Recht zuerkannt wurde. Im Oktober 1898 der k.u.k. Gemeindeschießstand eröffnet.
 Im Jahr 1833 wurde die Speckbacher Musikkapelle 1893 die Freiwillige Feuerwehr,.
Im Oktober 1898 wurde der K.u.K. Gemeindeschießstand gegründet.
1903 der Verschönerungsverein gegründet.


Sagen und Mythen:

eine Sage berichtet, dass der Riese Haymon sich im Rinner Heilwasser Gesundheit und Kraft holte. Die Heilbäder Oberlavieren und Unterlavieren sind leider nicht mehr erhalten.
Weitere Sagen erzählen von der Enstehung der „Teufelsmühle“, über den „Geist vom Penzenhof“ und die Geschichte vom  Mehrer - Bauern mit dem Zirler Goaßer        


Sonstiges:
1893 wurde die Wasserleitung verlegt
1971 Kanalisierung und Inbetriebnahme der Kläranlage




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